Ressourcen

Hier findest Du Inhalte, die Dir helfen, DP/DR besser zu verstehen sowie Übungen und Ansprechpartner, um einen besseren Umgang zu finden.

Was ist DP/DR?

Etwa 1-2% der Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben unter einer DP/DR – Störung. Das wären in Deutschland bis zu 1.68 Mio Menschen [Quelle]. Doch der Großteil der Bevölkerung hat noch nie davon gehört. Für viele ist der Weg zur Diagnose ein langer und oft sehr beschwerlicher. Deshalb ist es sehr wichtig, die Sichtbarkeit zu erhöhen und DP/DR für mehr Menschen begreiflich zu machen.

Depersonalisation/Derealisation (DP/DR) ist eine psychische Störung, bei der Betroffene das Gefühl haben, von sich selbst oder der Umgebung entfremdet zu sein. Sie fühlen sich oft wie in einem Traum oder als wären sie von der Realität getrennt, ohne dass sie den Bezug zur Realität tatsächlich verlieren.

Depersonalisation bezieht sich auf eine Entfremdung vom eigenen Körper – das bedeutet, dass man beispielsweise seine Stimme als fremd wahrnimmt, oder das Gefühl hat, irgendwie neben sich zu stehen und seinen Körper nicht als sich zugehörig empfindet.

Derealisation bezeichnet eine Entfremdung von der sonstigen Welt. Dadurch wirken andere Menschen und die Umgebung unecht und es gibt eine gefühlte Distanz zu allem. DP/DR kann sowohl als Symptom einer anderen Erkrankung, oder auch als Hauptdiagnose auftreten. Die Funktion von DP/DR ist es grundsätzlich, dich vor Extremsituationen zu schützen – normalerweise verschwindet der Zustand wieder, es kann aber auch eine Chronifizierung auftreten.

Eine Depersonalisations- und Derealisations-Störung (kurz DDS) fällt unter die Kategorie der dissoziativen Störungen und ist als offizielle Diagnose auch als Krankheit im ICD-10 (und auch im vorläufigen ICD-11) aufgelistet. Sie liegt dann vor, wenn eine der beiden folgenden Kriterien auftritt:

1. Die Depersonalisation oder Derealisation tritt von selbst auf (d. h, sie wird nicht durch Drogen/Medikamente oder andere psychische Gesundheitsstörungen verursacht) und dauert an oder tritt wiederholt auf.

2. Die Symptome werden von der betroffenen Person als quälend empfunden oder beeinträchtigen die Lebensweise zu Hause oder bei der Arbeit.

Tools & Tipps

Bei DP/DR ist es typisch, dass das zentrale Nervensystem dauerhaft angespannt ist. Hier findest Du einige Übungen, die Dir helfen können, den Alltag zu meistern. Diese Techniken können Dir dabei helfen, Stress zu reduzieren und Deinen Körper und Geist zu entspannen. Diese Liste wird im Laufe der Zeit ergänzt und aktualisiert.

Meditation: Innehalten und zur Ruhe kommen

Meditation ist eine wirkungsvolle Methode, um den Geist zu beruhigen und Achtsamkeit zu stärken. Hier eine einfache Anleitung für den Einstieg:

  1. Einen ruhigen Ort finden: Setze Dich bequem auf einen Stuhl oder den Boden. Halte den Rücken gerade, ohne dich zu verspannen, oder lehne Dich an, wenn das für Dich entspannter ist.
  2. Blick oder Augen entspannen: Schließe die Augen oder lasse sie leicht geöffnet und richte den Blick entspannt auf einen Punkt vor Dir.
  3. Den Atem beobachten: Lenke Deine Aufmerksamkeit auf Deinen Atem, ein Geräusch, ein Gefühl oder eine andere Körperwahrnehmung. Spüre, wie die Luft ein- und ausströmt, ohne sie zu kontrollieren oder irgendwie zu verändern.
  4. Gedanken wahrnehmen und Sein lassen: Wenn Gedanken oder Gefühle auftauchen, nimm sie wahr, aber lass sie vorbeiziehen, ohne Dich mit ihnen zu beschäftigen. Kehre immer wieder sanft zu Deinem Objekt der Meditation zurück.

Starte mit 5–10 Minuten täglich. Mit der Zeit kannst Du die Dauer verlängern und so eine feste Meditationspraxis entwickeln, die Dir Ruhe und Klarheit bringt.

4-7-8-Atmung: Eine einfache Technik zur Entspannung des Nervensystems

Die 4-7-8-Atmung ist eine beruhigende Atemübung, die dabei helfen kann, Stress abzubauen und zur Ruhe zu kommen:

  1. Einatmen: Atme 4 Sekunden lang durch die Nase ein.
  2. Anhalten: Halte den Atem für 7 Sekunden an.
  3. Ausatmen: Atme 8 Sekunden lang langsam durch den Mund aus.

Wiederhole die Übung 4 Mal. Mit regelmäßiger Anwendung kann diese Technik ein Gefühl von innerer Ruhe fördern.

Bewusste Bauchatmung

Die Bauchatmung hilft, den Körper zu beruhigen und Stress zu reduzieren:

  1. Position einnehmen: Setze Dich bequem hin oder lege Dich flach auf den Rücken.
  2. Einatmen: Atme tief durch die Nase ein, sodass sich Dein Bauch nach außen wölbt. Deine Brust sollte dabei möglichst ruhig bleiben.
  3. Ausatmen: Atme langsam durch den Mund aus, spüre, wie sich Dein Bauch wieder nach innen zieht.

Wiederhole die Übung für ein paar Minuten. Mit dieser bewussten Atmung kannst du Dein Nervensystem entspannen.

5-4-3-2-1-Übung: Im Moment ankommen

Diese Übung hilft, den Geist zu beruhigen und Dich im Hier und Jetzt zu verankern. Sie aktiviert Deine Sinne und kann bei Panik, Stress oder Anspannung schnell wirken:

  1. 5 Dinge sehen: Schau Dich um und nenne (laut oder im Kopf) fünf Dinge, die Du gerade sehen kannst.
  2. 4 Dinge fühlen: Lenke Deine Aufmerksamkeit auf vier Dinge, die Du berühren kannst, wie den Boden unter Deinen Füßen oder den Stoff Deiner Kleidung.
  3. 3 Dinge hören: Achte auf drei Geräusche in Deiner Umgebung, wie das Zwitschern der Vögel, ein Auto in der Ferne oder Deinen Atem.
  4. 2 Dinge riechen: Suche nach zwei Düften in Deiner Umgebung. Falls nichts direkt wahrnehmbar ist, erinnere Dich an einen angenehmen Geruch.
  5. 1 Sache schmecken: Konzentriere Dich auf den Geschmack in Deinem Mund oder erinnere Dich an etwas, das Dir besonders gut schmeckt.

Diese Technik ist einfach und schnell anwendbar, um Dich zu zentrieren und Stress abzubauen.

Body-Scan: Den Körper bewusst wahrnehmen

Der Body-Scan hilft, Dich mit deinem Körper zu verbinden und Spannungen loszulassen:

  1. Bequeme Position einnehmen: Lege Dich flach hin oder setze Dich bequem hin.
  2. Auf den Atem konzentrieren: Atme ein paar Mal tief ein und aus, um Dich zu entspannen.
  3. Körperteile scannen: Richte Deine Aufmerksamkeit nacheinander auf verschiedene Körperbereiche, von den Zehen bis zum Kopf. Spüre bewusst, wie sich jeder Bereich anfühlt – ohne zu bewerten.
  4. Spannung lösen: Wenn Du Verspannungen bemerkst, stelle Dir vor, dass sie mit jedem Ausatmen abfließen.

Diese Übung kann 5 bis 20 Minuten dauern und hilft, Achtsamkeit und Entspannung zu fördern.

Der Sichere Ort

Diese Übung hilft, um bei intensiven Gefühlen einen sicheren inneren Ort zu finden:

  1. Schönen Moment wählen: Erinnere Dich an eine Situation, in der du dich wohl und sicher gefühlt hast.
  2. Details vorstellen: Rufe Dir die Farben, Geräusche, Gerüche und Gefühle dieser Erinnerung in Dein Bewusstsein.
  3. Verankern: Stelle Dir vor, dass dieses Gefühl wie ein Anker wirkt und verknüpfe ihn mithilfe einer Bewegung oder einem Gegenstand, sodass du Deinen sicheren Ort jederzeit in Gedanken abrufen kannst.

Anlaufstellen

Hier findest Du eine Übersicht hilfreicher Anlaufstellen für Menschen mit DP/DR: von Notfallnummern und Selbsthilfegruppen über stationäre Behandlungs-möglichkeiten bis hin zu Therapeut*innen mit spezifischer Erfahrung.
Auch wenn eine Therapeut*in sich nicht speziell mit DP/DR auskennt, kann eine therapeutische Unterstützung dennoch sehr sinnvoll sein, um mit den Symptomen besser umzugehen und langfristige Verbesserungen zu erzielen. Diese Ressourcen sollen Dir Orientierung und Unterstützung bieten, egal in welcher Phase du dich befindest. Die Liste wird im Laufe der Zeit ergänzt und aktualisiert.

Notfallnummern

1. Telefonseelsorge:

  • Telefon: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222
  • Webseite: telefonseelsorge.de
  • Verfügbarkeit: 24/7, anonym und kostenlos

2. Notrufnummer für akute psychische Notfälle:

  • Telefon: 112 (Allgemeiner Notruf)
  • Für spezifischere Hilfe in akuten psychischen Notfällen gibt es zusätzlich den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117.

3. Nummer gegen Kummer (für Kinder und Jugendliche):

Selbsthilfegruppen

1. reConnect (noch in der Entstehungsphase)

2. NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen)

  • Webseite: www.nakos.de
  • Zentraler Anlaufpunkt für Informationen zu Selbsthilfegruppen. Über eine Datenbank können lokale Gruppen gesucht werden.

3. Selbsthilfegruppen für psychische Gesundheit

  • Beispiel: Die Deutsche Depressionshilfe bietet Unterstützung und vermittelt regionale Selbsthilfegruppen.
  • Weitere Plattformen: Psychiatrie.de mit Gruppen für spezifische psychische Störungen wie Angst, Depression oder DP/DR.
Therapeut*innen

1. Grundsätzliche Homepages zur Therapeut*innensuche:

  • Therapie.de
    Plattform zur Suche nach Psychotherapeutinnen, Psychologinnen und Heilpraktiker*innen für Psychotherapie.
  • DPtV Psychotherapeutensuche
    Suchportal der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung für approbierte Psychotherapeut*innen.
  • Psychotherapiesuche.de
    Service der Deutschen Psychologen Akademie zur Suche nach Psychotherapiepraxen.
  • Psych-Info
    Suchmaschine der Psychotherapeutenkammern mehrerer Bundesländer.

2. Therapeut*innen mit Erfahrung bezüglich DP/DR (folgt)

Stationäre Behandlung

1. Klinikfinder

2. Kliniken mit (Teil-)Fokus auf DP/DR (weitere folgen)

  • Uniklinik Mainz
    Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie mit Vollstationärer oder tagesklinischer psychosomatisch-psychotherapeutischer Behandlung und Spezialsprechstunde (Link)

Literatur

Eine kleine Sammlung von wissenschaftlichen Studien, Artikeln und Büchern, die Dir helfen, DP/DR näher zu beleuchten und mehr über die Thematik zu erfahren. Diese Liste wird im Laufe der Zeit ergänzt und aktualisiert.

Wissenschaftliche Artikel
  1. Hunter, E. C. M., Phillips, M. L., Chalder, T., Sierra, M., & David, A. S. (2003) Depersonalisation disorder: a cognitive–behavioural conceptualisation. Behaviour Research and Therapy41(12), 1451-1467.
  2. Hunter, E. C. M., Sierra, M., & David, A. S. (2004) The epidemiology of depersonalisation and derealisation: A systematic review. Social Psychiatry and Psychiatric Epidemiology, 39(1), 9–18.
  3. Medford, N., Sierra, M., Baker, D., & David, A. S. (2005) Understanding and treating depersonalisation disorder. Advances in psychiatric Treatment11(2), 92-100.
  4. Michal, M., & Beutel, M. E. (2009) Weiterbildung CME: Depersonalisation/derealisation-krankheitsbild, diagnostik und therapie. Zeitschrift für psychosomatische Medizin und Psychotherapie55(2), 113-140.
  5. Michal, M., Wiltink, J., Subic-Wrana, C., Zwerenz, R., Tuin, I., Lichy, M. & Beutel, M. E. (2009) Prevalence, correlates, and predictors of depersonalization experiences in the German general population. The Journal of nervous and mental disease197(7), 499-506.
  6. Phillips, M. L., Medford, N., Senior, C., Bullmore, E. T., Suckling, J., Brammer, M. J. & David, A. S. (2001) Depersonalization disorder: thinking without feeling. Psychiatry Research: Neuroimaging108(3), 145-160.
  7. Sierra, M., & Berrios, G. E. (1998) Depersonalization: Neurobiological perspectives. Biological Psychiatry, 44(9), 898–908.
  8. Sierra, M., & David, A. S. (2011) Depersonalization: A selective impairment of self-awareness. Consciousness and Cognition, 20(1), 99–108.
  9. Simeon, D., & Abugel, J. (2006) Feeling Unreal: Depersonalization Disorder and the Loss of the Self. Oxford University Press.
  10. Simeon, D., & Knutelska, M. (2005) An open trial of naltrexone in the treatment of depersonalization disorder. Journal of clinical Psychopharmacology25(3), 267-270.
Bücher

Michal, M. (2014). Depersonalisation und Derealisation: Die Entfremdung überwinden. Kohlhammer Verlag.

Sierra, M. (2009). Depersonalization: A New Look at a Neglected Syndrome. Cambridge University Press.

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